Mein Herzensanliegen – und was mich antreibt
Didaktik ist absolut meine Passion … Es erscheint mir immer wieder so – nein, es ist so: Es war ursprünglich nicht meine Absicht, mein Vorhaben. Ich wollte beruflich ganz woanders landen; doch das Leben – wie so oft – hatte einen anderen Weg für mich vorgesehen.
Ich bin auch andere Wege gegangen. Doch dann stand ich nach zwei Jahren auf mit den Worten: „Ich gehe.“ Ich nahm eine Kiste, packte meine Dinge vom Arbeitsplatz zusammen und ging. Meine Überstunden, mein Urlaub – ich schenkte sie dem System. Es war nicht mein Weg.
Und es grenzte fast an ein Wunder: Als ich nach Hause kam, lag ein Brief im Postkasten. Ich wurde angefragt, ob ich mir in einem konkreten Bereich eine Mitarbeit bzw. meist sogar eine Projekt- oder Bereichsleitung vorstellen könne. Und wieder war es der pädagogisch-didaktische Bereich …
Schon früh habe ich erlebt, wie sehr es mich erfüllt, Wissen und Know-how in nächtelanger Arbeit und in meiner freien Zeit zu erarbeiten – um sie dann anwenderorientiert und leicht verständlich zu vermitteln. Es gelingt mir, selbst in spontanen Situationen auf den Punkt zu fühlen und zu erklären, was komplex erscheint – sei es in früheren VHS-Kursen, an der Universität oder in meinen Seminaren in den Ländern und an den Orten an denen ich wirke.
Dazu gehören – wie erwähnt – lange Nächte mit Fachliteratur, Stunden am Schreibtisch beim Entwickeln eigener Konzepte und Materialien, im Austausch mit Kolleg*innen aus anderen Fachbereichen. Und dann gelingt es mir: Ich bringe es auf den Punkt. Klar. Verständlich. Wirksam. Fühlbar.
Nach über mehr als 30 Jahren macht es mir noch immer Freude, Wissen aus alten Traditionen, neuer Wissenschaft und verschiedensten Fachbereichen mit dem alltäglichen Leben zu verknüpfen – und dieses Wissen dann weiterzugeben. So, dass es die Aufgaben der Teilnehmenden verständlicher und damit erfüllbarer macht.
Wenn ich einen Vortrag halte, ein Seminar gebe oder berate, ist es, als würde jemand den Knopf „Machine on“ drücken. Ich bin im Flow – für alle, die da sind und für alle, für die die Anwesenden wirken.
Mehr als 55.000 Rückmeldebögen über drei Jahrzehnte – fast durchgehend mit Bestnoten – belegen das. Für mich selbst manchmal kaum zu fassen.
Es geht mir immer um eines: Nach dem Besuch einer Veranstaltung soll den Menschen etwas besser gelingen. Wenn mir das gelingt, ist es jedes Mal ein kleines Wunder. Und ich frage mich manchmal selbst: Wie ist das möglich? Es ist ein Geschenk.
Das Gelingen – das ist mein Antrieb. Dafür arbeite ich – meist unsichtbar. Ich recherchiere, verknüpfe Disziplinen, notiere kreative Impulse, wache nachts auf und schreibe. Und dann bringe ich es weiter – verständlich und mit Haltung.
Wenn ich Wochen nach einem Vortrag eine Mail bekomme, dass meine Tipps das Verhalten von Kindern spürbar verbessert haben, sitze ich oft mit Tränen vor dem Bildschirm – berührt und dankbar.
Ich empfinde tiefen Dank – und Demut. Dafür, dass Pädagog*innen, Eltern, Entscheider, Träger und Verantwortliche sich Zeit nehmen, zuzuhören, sich einzulassen, umzusetzen. Dass ich das Leben von Kindern – die ich nie treffen werde – indirekt positiv verändern kann.
Wenn mir Lehrkräfte während einer Fortbildung sagen, dass ich ein Kind beschrieben habe, als wäre ich dabei gewesen – und dass sie nun wissen, was zu tun ist –, dann sehe ich mein inneres Bild:
Ein Tanker auf dem Meer. Wenn ich es schaffe, ihn nur um zwei oder drei Grad aus der 360°-Richtung neu auszurichten, wird er an einem ganz anderen – besseren – Ort ankommen.
Das ist es, was mich antreibt. Ich bin unterwegs für die Kinder. Und alle, die meine Veranstaltungen ermöglichen oder besuchen, sind es auch. Dafür danke ich. Im Namen der Kinder, die selbst nicht da sein können.
Ich weiß und erlebe, dass Veränderung möglich ist. Dass ich berühren, bewegen, motivieren kann. Das wird mir gesagt. Das spüre ich. Und es gibt Seminare, in denen ich beim Erzählen weine – weil mich das Schicksal der Kinder zutiefst berührt. Schicksale, die ich selbst begleitet habe und Schicksale, von denen mir berichtet wird. Immer noch und immer wieder!
Meine Fortbildungen sind nicht immer leicht. Ich spreche aus, was gesagt werden muss. Ich lege den Finger in die Wunde. Doch ich bleibe nicht dort. Ich zeige Lösungen. Ich zeige Wege. Und wenn auch nur ein kleines Element nach einem Seminar besser gelingt – ist der Anfang gemacht. Und ich weiß: Es wird mehr werden.
Und vor allem geht es darum: die so dringend nötige Bildungswende auf die wir alle warten, sie kommt nicht von oben oder aus dem System – das ist nicht klug, es von dort zu erwarten. Wir alle, jede und jeder einzelne kann etwas verändern zum Besseren hin und zwar Beginnend bei sich und dann im Klassen- und Gruppenraum, im Gespräch mit den Eltern – genau wie bei einem Steinchen der ins Wasser fällt und seine Kreise ausweitet – bleiben wir gemeinsam dran!
Ich brauche Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Eltern. Lehrkräfte. Erzieherinnen. Therapeutinnen. Träger. Politiker*innen. Wirtschaft. Ich brauche uns alle.
Es geht um den Menschen. Um unser tägliches Zusammensein. Um das Gelingen – und die Begleitung unserer Kinder in IHRE Zukunft. Dafür tragen wir Verantwortung. Lassen Sie uns gemeinsam handeln. Denn: Es gelingt – und mehr, als wir ahnen.
Ich danke Ihnen – und verspreche: Es gelingt.
Herzlichst, Ihre Stephanie Ingrid Müller
